Schwangerschaft & Rheuma

Darf man mit Rheuma eigentlich schwanger werden ?

Generell besteht sehr wohl die Möglichkeit den Familienwunsch trotz einer bestehenden entzündlich rheumatischen Erkrankung zu realisieren. Sowohl für Männer als auch für Frauen. In den letzten Jahren sind auch die Geburtenzahlen bei Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankung deutlich angestiegen, wobei immer noch weniger Schwangerschaften beobachtet werden als in der gesunden Normalbevölkerung. Dieses kann mehrere Gründe haben. Zum einen ist es sicherlich auch die Sorge der Patienten, dass sich eine Schwangerschaft sich negativ auf die entzündliche rheumatische Erkrankung auswirkt. Auf der anderen Seite besteht aber auch die Sorge, dass möglicherweise bisherige oder aktuelle Therapien einen negativen Effekt auf das Kind haben könnte.  Nicht zuletzt scheint es auch immer noch für Patientin/-en mit einer entzündlich rheumatischen Erkrankung aus biologischen Gründen schwerer zu sein, Kinder zu bekommen.

Es ist jedoch wichtig festzuhalten, dass unter bestimmten Voraussetzungen in der Regel nichts gegen eine Schwangerschaft trotz einer bestehenden rheumatologischen Erkrankung spricht. Dabei verlaufen insbesondere solche Schwangerschaften komplikationslos, die im Vorfeld geplant gewesen sind. Ungeplante Schwangerschaften gehen dagegen deutlich häufiger mit Komplikationen für die Mutter und/oder das ungeborene Kind einher. Es ist deshalb dem Patienten anzuraten, bei einem generellen Schwangerschaftswunsch sich rechtzeitig mit dem Rheumatologen über die konkreten Möglichkeiten zu informieren, dabei spielen sowohl die Krankheitsaktivität als auch die bisherigen und aktuellen Medikamente eine entscheidende Rolle.

Was ist bei Rheuma VOR der Schwangerschaft zu beachten ?

Es sind im Wesentlichen zwei wichtige Kriterien vor einer möglichen Schwangerschaft zu beachten. Zum einen ist der ideale Zeitpunkt für eine Schwangerschaft insbesondere, wenn die Rheumaerkrankung nicht aktiv ist, das heißt seit mindestens 3 Monaten eine gute Kontrolle der Krankheitsaktivität besteht. Andersherum gesagt besteht ein erhöhtes Risiko für eine zunehmende Krankheitsaktivität während der Schwangerschaft, wenn in den 3 Monaten vor dem Eintreten der Schwangerschaft eine unzureichende Kontrolle der Entzündung bestanden hat.

Zum anderen ist es unabdingbar, dass die medikamentöse Therapie dahingehend überprüft wird, ob Sicherheitsbedenken bezüglich der Fortsetzung der Therapie während einer Schwangerschaft bestehen. Einzelne Medikamente dürfen in den Monaten vor und während der Schwangerschaft nicht eingenommen oder gegeben worden sein, andere Medikamente sind dagegen in bestimmten Phasen der Schwangerschaft durchaus möglich. Dazu haben insbesondere die Daten der Schwangerschaftsregister in den letzten Jahren beigetragen, dass eine gute Übersicht über die Sicherheit bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft heutzutage besteht.

In bestimmten Situationen kann es sinnvoll sein, dass bestimmte Medikamente sogar gerade wegen der geplanten Schwangerschaft vor oder zu Beginn der Schwangerschaft eingeleitet werden.

Was ist bei Rheuma WÄHREND der Schwangerschaft zu bachten ?

Krankheitsaktivität:

Die unterschiedlichen entzündlich rheumatischen Erkrankungen reagieren unterschiedlich auf die Schwangerschaft. Während die Rheumatoide Arthritis häufig eine rückläufige Krankheitsaktivität in der Schwangerschaft zeigt, stellt sich bei der Spondylarthritis meist keine rückläufige Krankheitsaktivität dar. Insbesondere bei fehlender Remission eines systemischen Lupus erythematodes vor der Schwangerschaft ist sogar eine zunehmende Krankheitsaktivität bei Patientinnen mit systemischen Lupus erythematodes während der Schwangerschaft zu befürchten. Wissenschaftliche Daten über die Entwicklung der Krankheitsaktivität im Rahmen vom Sjögren-Syndrom oder systemischen Sklerose liegen nicht vor.

Schwangerschaftskomplikationen:

Einzelne entzündlich rheumatische Erkrankungen gehen mit einem erhöhten Risiko von Schwangerschaftskomplikation, wie z.B. einer Blutdruckerhöhung, Frühgeburten, Kaiserschnitt oder im schlimmsten Fall auch Fehlgeburten einher. Eine gute Kontrolle der Krankheitsaktivität vor der Schwangerschaft sowie Optimierung der, falls notwendigen, medikamentösen Therapie kann dazu beitragen, dass auch während der Schwangerschaft das Risiko solcher Komplikationen möglichst gering ist. So ist z.B. bekannt, dass das Risiko für Herzrhythmusstörungen des Kindes bei Patientinnen mit dem Nachweis von SS-A und SS-B Antikörpern durch das Medikament Hydroxychloroquin deutlich reduziert werden kann. Bei Patientinnen mit systemischen Lupus erythematodes wird die Einnahme von Hydroxychloroquine auch unabhängig von dem Nachweis von diesen Antikörpern empfohlen.

Patientinnen mit z.B. Phospholipidantikörpern profitieren gegebenenfalls z.B. von der Einnahme von Aspirin und/oder Heparin während der Schwangerschaft, um z.B. das Risiko von Thrombosen und Embolien zu reduzieren. 

Was ist bei Rheuma NACH der Schwangerschaft zu beachten ?

Nach der Geburt besteht bei einzelnen Patienten bzw. einzelnen entzündlichen rheumatischen Erkrankung ein erhöhtes Risiko für eine zunehmende Krankheitsaktivität. Deshalb kann es gegebenenfalls sinnvoll sein, bereits frühzeitig mit einer Antientzündungstherapien nach der Geburt wieder zu beginnen. Einzelne dieser Medikamente können auch dann bei der Mutter eingesetzt werden, wenn diese ihr Kind stillt. Andere Medikamente sollten erst wieder eingeleitet werden wenn die Mutter abgestillt hat. Es ist unsere Erfahrung, dass die Krankheitsaktivität zumeist während der Stillzeit meistens noch gut kontrolliert ist, möglicherweise aber beim Abstillen wieder zunimmt.

Was ist Rhekiss  ?    

Rhekiss ist ein bundesweites Register zur Erfassung des Krankheitsverlaufs bei Kinderwunsch und Schwangerschaften bei Patientinnen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Das bundesweite Register Rhekiss erfasst seit 2015 den Verlauf und Ausgang von Schwangerschaften bei Patientinnen mit gesicherter Diagnose einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. 

Frauen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen erfüllen sich ihren Kinderwunsch seltener als andere Frauen. Dies liegt auch an dem unzureichenden Wissen über die Risiken von Schwangerschaft und medikamentöser Therapie für Mutter und Kind. Ziel ist es, die Datenlage zum Verlauf der Erkrankungen vor, in und nach einer Schwangerschaft und das Wissen über anti-rheumatische medikamentöse Therapien in der Schwangerschaft zu erweitern und damit zu einer höheren Sicherheit in der Aufklärung und Betreuung von rheumatisch erkrankten Patientinnen mit Kinderwunsch oder Schwangerschaft beizutragen.

Frauen mit gesicherter Diagnose einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung können von ihrem behandelnden Rheumatologen eingeschlossen werden.Der Einschluss erfolgt unabhängig von einer medikamentösen Therapie und soll nach Möglichkeit bereits bei Äußerung eines konkreten Kinderwunsches oder während des 1. Trimenons der Schwangerschaft bis maximal zur 20. SSW erfolgen.

Zukünftig soll das Register auch auf männliche Patienten mit entzündlich-rheumatischer Er-krankung ausgedehnt werden, deren Partnerin schwanger ist.

▪ Rheumatoide Arthritis

▪ Psoriasisarthritis

▪ Spondyloarthritiden

▪ Juvenile idiopathische Arthritiden

▪ Autoinflammatorische Syndrome

▪ Kollagenosen

▪ Vaskulitiden

Folgende Daten werden bei Rhekiss erfasst:

  • Therapie vor Konzeption, in der Schwangerschaft und nach der Geburt
  • Verlauf der rheumatischen Erkrankung vor Konzeption, in der Schwangerschaft und nach der Geburt
  • Komplikationen in der Schwangerschaft
  • Ausgang der Schwangerschaft
  • Gesundheitszustand von Mutter und Kind bei und nach der Geburt
  • Kindliche Entwicklung in den ersten beiden Lebensjahren

Die Beobachtungzeit beträgt maximal 5 Jahre, wenn der Einschluss bereits bei Kinderwunsch der Patientin erfolgt.

Die bisherigen Kongressbeiträge und Publikationen sowie alle Newsletter finden Sie HIER  

Sie sind eine schwangere Rheuma-Patientin oder planen eine Schwangerschaft?

Dann sprechen Sie bitte unsere Ärzte oder Arzthelferinnen auf Rhekiss an oder schreiben uns eine email unter info@rheumatologie.hamburg.